Kahlaer Schreberjugend baut Gartenhaus
Den Bau eines Gartenhauses in traditioneller, alter Bauweise mit Fachwerk und Lehmausfachung hat sich die Schreberjugend in Kahla mit ihrem Projektleiter, Hans-Chr. Schmidt, vorgenommen. Dabei soll das Haus aber energieautark und auf einer Dachhälfte begrünt sein. Als Standort wurde der Schulgarten der Heimbürgeschule in Kahla ausgesucht.
Schon im Schuljahr 22/23 wurde geplant, denn wir wollten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – ein Schul-Gartenhaus bauen und gleichzeitig die Pflicht-Projektarbeiten, die Schüler der Regelschulen in Thüringen schriftlich und praktisch bearbeiten müssen, damit abdecken. Es sollte ein besonderes Haus werden. Zwei Teams wollten sich auf den Spuren alter
Zeiten bewegen. Ein Team beschäftigte sich mit der Fachwerkkonstruktion aus 12x12 cm Holzbalken, ein zweites Team mit dem Ausstaaken der Fächer und dem Lehmbau. Zwei weitere Schüler wollten sich mit der Dachbegrünung und ein Schüler, der heute schon in der Elektroniker- Lehre ist, mit der Photovoltaik- Anlage und der Elektroinstallation des Gartenhauses, beschäftigen. Zuerst wurden Skizzen angefertigt und die Grundmaße gemeinsam festgelegt. Es sollte ein Haus werden, für das keine Baugenehmigung beantragt werden musste. Unsere Vorstellungen verwirklichten wir erst einmal in einem Funktionsmuster im M 1:20, welches uns dann über die gesamte Bauzeit begleiten sollte. Danach kam die Kalkulation für die 1. Ausbaustufe und die Suche nach Sponsoren. Als das notwendige Geld auf dem Konto war, ging der Einkauf und der Bau los.
In Handarbeit wurden sowohl alle Balken für das Fachwerk als auch die Dachbalken vorbereitet. Nicht nur die Zapfen und die dazugehörigen Löcher sondern auch die Holznägel, zum Verstiften der Verbindungen, wurden in Handarbeit von den Jugendlichen hergestellt. Schon während der Fertigung der Balken wurde alles separat sortiert und geprüft, um Überraschungen beim Aufbau zu verhindern. Der Aufbau ging relativ schnell von der Hand, weil ein Qualitätsbeauftragter des Holzteams jeden Zapfen und jedes Zapfenloch, mit einer eigens für die Prüfung angefertigten Lehre, nach Fertigstellung geprüft hatte. Natürlich gab es auch so manche Nacharbeit, die sich aber auch gelohnt hatte. Sofort nach dem traditionellen Richtfest nahm das Team Lehmbau ihre Arbeit auf. Ebenfalls nach alter Tradition wurden die einzelnen Fächer mit einem Holzgeflecht versehen und anschließend mit Stroh-Lehm, von innen und außen, ausgefacht. Schnell hatten die Jugendlichen die Technik des Ausfachens raus und konnten gut mit dem Baustoff Lehm umgehen. Positiv wurde bald erwähnt, dass der Lehm, auch nach längerer Pause, immer wieder brauchbar gemacht werden konnte und auch die Hände nicht unter dem Kontakt mit dem Lehm litten, im Gegenteil, die Haut war nach der Arbeit angenehm seidig. Ganz neu waren diese Vorteile des Lehms den Schülern nicht, denn wir hatten vorher eine Lektion Lehmbau im Lehmhof Lindig, einem alten Bauernhof, der nach 1990 von der Bauherrin, Frau Otto, ebenfalls in alter Bauweise, als Hotel und Cafe mit angrenzendem Kräutergarten, Lehmtretbecken und Schwimmbecken, restauriert wurde.
Die Gruppe Dachbegrünung und der „Elektrofachmann“ der sich fünf Jahre in der Technik Arbeitsgemeinschaft der Schule, die ebenfalls vom Projektleiter geführt wird, auf eine Ausbildung als Elektroniker für Anlagentechnik vorbereitet hatte, deckten gemeinsam das Dach unter Beachtung der Verstärkung der Dachhälfte für die Begrünung. Dann trennten sich die Wege. Das Team Dachbegrünung hatte sich im Vorfeld mit den notwendigen Vorarbeiten beschäftigt, um dann das Substrat auftragen zu können und die Bepflanzung vorzunehmen.
Sie Dachseite für die Photovoltaik-Anlage wurde mit Schindeln gedeckt. Die drei Solarmodule bekamen ihren Platz auf zwei Alu-Profilschienen und anschließend konnte die Inneninstallation vorgenommen werden.
Beim Team Lehmbau lief auch immer die eigene Ziegelei zur Herstellung von rohen Lehmziegeln (Grünlingen), die zum Ausmauern der oberen Fächer gebraucht wurden. Trotzdem wollte auch mal jeder Teilnehmer ein Brett auf das Dach nageln oder beim Ausfachen mit dem Lehm helfen. Es war immer ein geschäftiges Treiben auf unserer Baustelle, denn Ende Mai kam die Verteidigung vor der Prüfungskommission der Schule und da musste die Photovoltaik-Anlage Strom liefern, das Dach begrünt und zumindest eine Hausseite mit Lehm gefüllt sein. Alle Schüler haben die Verteidigung mit sehr guten Ergebnissen bestanden.
Inzwischen haben wir die 2. Ausbaustufe mit neuen Teams abgeschlossen. Sie haben die Giebel verkleidet, einen Holzfußboden auf Kreuzlattung eingebaut und einen Teil der Zwischendecke montiert. Auch der Lehmbau ging weiter. Einen Nachfolger für den Ausbau der Elektrik wurde in der Arbeitsgemeinschaft Technik an die Elektroinstallation herangeführt. Bis zum Ende dieses Jahres wird das Gartenhaus ringsherum geschlossen und auch die Decke eingebaut sein. Wir konnten sogar schon zu Beginn des Schuljahres einen Ideen-Workshop mit Laptop und Beamer -Strom aus eigener Fotovoltaik-Anlage -in unserem Gartenhaus abhalten. Geplant ist ein Messeauftritt der jetzigen Bauherren zum Wettbewerb „Jugend forscht“ 2025.
Hans-Chr. Schmidt, Projektleiter